ZIP FR 50: Springt kalt nicht an

  • Hallo,

    Ich hab' einen ZIP Fastrider 50 2T (SSL1T mit Motor NSL2M), Baujahr 1995 von meinem Vater im Originalzustand hier. Der Roller ist maximal 3000 km gelaufen.

    Der Roller springt im kaltem Zustand nicht an. Laut meinem Vater war das Anlassen in kaltem Zustand von Anfang an ein Problem. In der Vergangenheit ist der Roller nach längerem Kicken/Orgeln angesprungen.

    Mit über den Ansaugschlauch eingesprühtem Benzin läuft er sofort. Ab da läuft er dann auch weiter, ohne Auffälligkeiten, wie etwa einem holperndem Motorlauf. Es qualmt etwas aus dem Auspuff.

    Mittlerweile hab' ich den Benzinhahn mit den Schläuchen geprüft und zerlegt, den Vergaser (Dellorto PHVA14) mit den Düsen (Hauptdüse 60) komplett zerlegt und gereinigt (mit dem Kompressor), den (gedrosselten) Ansaugstutzen geprüft und gereinigt, den Membranblock entnommen und geprüft.
    Außerdem hab' ich den E-Choke geprüft. Der Choke steht in kaltem (eingefahrenen) Zustand bei 18 mm (Gehäuseunterkante bis Nadelspitze) und fährt bei Spannung von einer externen Batterie etwa 4 mm aus. Also müsst die Anfettung unter dem Choke offen sein. Die Rollerbatterie fehlt im Moment.

    Die Kerze macht einen guten Eindruck, der Zündfunke ist weiß, recht kräftig und regelmäßig vorhanden. Bei einer neuen Zündkerze sieht es genauso aus. Das Zündkabel hab ich auf beiden Seiten abgezogen und geprüft. Die an der CDI ankommenden Kabel vom Generator (Pickup) habe ich durchgemessen. Das einzige was ich noch nicht gemacht habe, ist, den Auspuff abzunehmen, nachdem sich die Verschraubung bis jetzt nicht hat öffnen lassen.

    Die Zündung als Ursache würde ich also ausschließen. Es kommt offenbar nicht genug Sprit bzw. ausreichend fettes Gemisch an der Kerze an, wobei bei laufendem Motor dann sehr wohl genügend Sprit nachgezogen wird. Aufgrund der geringen Laufleistung würde ich eine zu geringe Kompression eigentlich auch ausschließen wollen (Kompressionsprüfer habe ich momentan noch keinen).

    Entweder reicht der Unterdruck aus irgendeinem Grund nicht aus, um den Sprit in ausreichender Menge aus dem Vergaser zu ziehen oder der Vergaser ist trotz Reinigung verstopft und gibt nicht genügend Sprit her. Die Schwimmerkammer ist voll, trotzdem schaffe ich es nicht die Kerze zu ersäufen. Die Kerze wird feucht, aber auch mit längerem Ankicken nicht wirklich so nass, dass der Motor "absäuft". Es läuft beim Ankicken leicht Benzin in den Ansaugschlauch zurück, Öl ist für meine Begriffe aber nicht dabei. Beim Blick ins Kurbelgehäuse stand auch kein Sprit drin.

    Ich bin bislang nicht mit dem Roler gefahren und kann daher kein Kerzenbild liefern.

    Ich hab' jetzt den Vergaser erneut ausgebaut und mal in Benzin eingelegt. Leider war niemand mit einem Ultraschallapparat aufzutreiben.

    Hat jemand für mich einen Vorschlag wie ich das Problem ausfindig machen respektive beheben kann?

  • Hallo und erstmal ein hezliches Willkommen hier im Forum!

    Also für mich klingt dies in erster Linie nach einem Problem der Kaltstartautomatik. Du kannst es dir so vorstelölen, dass für den kaltstart mehr Kraftstoff benötigt wird,- das Gemisch wird durch eine zusätzliche geöffnete Düse ( Chokedüse) fetter.
    Dadurch springt dein Roller gut an und dann durch erwärmung fährt die Chokenadel in die Düse und verschließt sie für einen guten Motorlauf im warmen Zustand.

    Kann sein dass ein falscher Choke drin ist oder dieser drin fest klemmt würde ich sagen. Alternativ zu einem neuen ( Nachbauen kann ich nicht empfehlen) kannst du dir auch einen manuellen Choke einbauen ( Hanchoke). Damit hast du eigendlich immer einen optimalen Choke und bei warmen Wetter brauchste diesen ( wie z.B. im Sommer) auch nicht nutzen im Normalfall.

    Also schau eher mal nach deinem Choke.

  • Du kannst deinen Vergaser auch ohne Ultraschallbad reinigen siehe hier und lese dir das durch.
    https://www.sfera-haiza.de/schwimmereinstellung.html
    https://www.sfera-haiza.de/wbblite2/index…d&threadID=7280
    Wenn du das hin bekommst sollte es keine Probleme mehr geben wen sonst alles ok ist.
    Wie sieht es mit deinen Menbranen aus, sind sie dicht das da kein Lichtspalt zu sehen ist? :licht: :alt: :hauwech:

    Es ist schön helfen zu können :titten2: versteht ihr den Sinn?

    Gruß aus Goslar/Bad Harzburg
    Hansi

    PS. Alle Berichte die beantwortet werden sind Ferndiagnosen, schildert eure Sorgen so gut wie möglich.:licht:

  • Ich würde auch dazu tendieren, die Fehlersuche erstmal auf den Choke einzugrenzen.
    Dieser ist ja für einen normalen MOtorlauf im kalten Zusatnd verantwortlich.
    Ohne Choke würde/wird ein Roller im kalten Zusatand kaum/garnicht anspringen.
    Auch wenn der Roller erst 3000km gelaufen ist, kann der Choke defekt sein.
    Ist machmal eh ein anfälliges Bauteil.

    Um mal kurz zu resumieren:
    Der Choke sorgt für ein fetteres Gemisch im kalten Zustand, weil bei einem kalten Brennraum zuviel "Verdunstungsverlust" da ist, was dazu führt, das das Gemisch im Brennraum zu mager wird. Erst bei warmen Brennraum ist der Verlust soweit abgeklungen, das weniger Sprit der Luft beigemischt werden muss, um ein optimales Gemisch zu erzeugen.
    Auf 1 kg Benzin braucht man 14,8 kg Luft für ein optimales Verberennunggemisch.

    Manuel

  • Danke für den Willkommensgruß und die Antworten!

    Vor der Anfrage hab' ich mich schon eine Zeitlang durch das Forum durchgelesen und die diversen "How-tos" angesehen.

    Den Choke hatte ich schon an der externen Batterie. Der fährt von 18 mm etwas über 3 mm weiter aus und dann in einigen Minuten auch wieder zurück. Wenn ich von dem Wert hier von etwas über 16 mm in kaltem Zustand ausgehe, sollte der Choke respektive der Choke-Kanal im Vergaser eigentlich offen sein. Der gemessene Widerstandswert ist im grünen Bereich. Ich werde die Nadel vielleicht etwas einkürzen. Ich hatte es testweise auch schon ohne Choke und per Hand verschlossener Choke-Kammer versucht. Dann müsste ja auf jeden Fall Sprit durch den Kaltlaufkanal fließen, den Eindruck hab* ich allerdings nicht. Fazit: im Moment würde ich den Choke als Ursache ausschließen.

    Ich hab' jetzt den Vergaser nochmals komplett gereinigt, auch die Austrittsöffnungen im Venturi-Rohr, soweit von außen zu erreichen. Der Vergaser ist jetzt - jedenfalls nach dem äußerlichen Eindruck - blitzblank und ich wäre eigentlich der Meinung, dass alles sauber sein sollte. Die Düsen sind durchgängig (gegen das Licht gehalten), auch die zugehörigen Düsenöffnungen im Rohr. Am Schwimmer bzw. an der Hülse im Zulauf zur Schwimmerkammer habe ich nichts geändert.

    Der Membranblock sieht gegen das Licht gut aus, sprich es ist absolut kein durchscheinendes Licht zu sehen. Es lassen sich allerdings metallene Unterlegstreifen von 2/100 mm unterschieben, wobei sich die Membranen dabei eigentlich schon leicht anheben.

    Die Gasschiebernadel hab' ich von der zweiten auf die mittlere von fünf Kerben umgehängt. Die Standgas- und die Gemischschrauben stehen auf der Grundstellung (2 Umdrehungen rausgedreht).

    Ich hab' im Moment akut das Problem, dass sich die Situation nach dem Wiedereinbau von Vergaser, ASS und Membranblock sogar verschlechtert hat. Während die Kerze zuvor noch feucht wurde, kommt jetzt praktisch kein Sprit mehr an. Entsprechend ist der vorher vorhandene leichte Rücklauf aus dem Vergaser in den Ansaugschlauch auch weg und der Vergaser bzw. das Venturi-Rohr ist nahezu trocken. Die Schwimmerkammer ist aber voll und im Zulauf zur Kammer steht der Sprit nach wie vor an.

    Im Moment besteht mein Problem darin, dass der Sprit gar nicht aus dem Vergaser "gezogen" wird, es sieht so aus, als wäre kein ausreichender Unterdruck/Durchzug vorhanden.Ich hab' schon nach Stellen gesucht, wo Falschluft reinkommen könnte, wie z.B. am zuvor demontierten Ansaugstutzen. Der Unterschied beim Widerstand zwischen dem Betätigen des Kickstarters mit und ohne Zündkerze ist aber deutlich. Die Kompression sollte an sich in Ordnung sein.

    Auffallend und passend dazu sind recht viele Luftblasen in der Spritleitung zum Vergaser, die kamen auch aus dem Vergaser bzw. Schwimmerkammer hoch in die Zuleitung. Ich hatte auch den Eindruck, dass der Sprit nur zäh aus dem Tank in die Zuleitung zum Vergaser fließt.

    Ich werde auf jeden Fall testweise den Auspuff abnehmen und ausschließen dass von dort entsprechender Gegendruck kommt. Ansonsten muss ich alles halt nochmals zerlegen und erneut überprüfen.

    Blöde Frage: aus welcher der Öffnungen im Venturi-Rohr wird der Sprit im Leerlauf gefördert, nur über die Nebendüse?


  • Ich hatte bei mir das Problem das der Membranblock von der Unterseite die an den Motorblock und die Oberseite die an den ASS kommt nicht abgedichtet war, 2 Neue Dichtungen an die Stellen neuen ASS und Neuen MBB Rein und zack Sprang er beim ersten mal an. Es war auch die Tage 14° von daher ging es auch ohne meinen Kaputten choke. :sfera:

  • Du gehst das ja schon ganz gut an, und eigentlich wirds da schwer weitere gute Vorschläge zu machen da du vieles ja schon durch hast.

    Ich dachte ja evtl. auch an Falschluft z.b über Zylinderfuß oder Wellendichtringe (evtl. mal mit Bremsenreiniger einsprühen bei laufenden Motor und auf Drehzahl achten) aber interessant ist das er anspringt wenn du Benzin durch den Ansaugschlauch gibst, da landet der Sprit direkt am Auslass des Vergasers. Den zugeführten Sprit scheint er sich ja zu holen. Also vlt. doch ein Problem beim Vergaser. Dreht er eigentlich recht hoch? Du schreibst das du auch die Standgasschraube 2 Umdrehungen raus hast, wenn ich mich recht entsinne wäre das Standgas so recht hoch, ich meine das meine Schraube weiter rausgedreht ist. Wenn der Gasschieber zu hoch steht geht er ja über in das Hauptsystem, also über die HD.

    Hast du beim Reinigen des Vergaser auch mal die ND rausgedreht (kleine Düse neben der HD) und dann den Vergaser gegen das Licht gehalten (ohne Gasschieber versteht sich)? Da befindet sich eine kleine Bohrung....ich spekuliere grad ein bisschen und zwar: Angenommen die ist dicht, die einzige Stelle die mir spontan einfällt wo er sich Luft in die Schwimmerkammer ziehen kann ist über das Leerlaufluftsystem (wegen den aufsteigenden Blasen im Schlauch), normal saugt er sich die Luft an der Leerlaufluftschraube vorbei und zusätzlich Benzin aus der Kammer über die ND und spritzt das durch die kleine Bohrung ein (nur da, an der engsten Stelle unterm Gasschieber reicht der Unterdruck bei fast geschlossenen Gasschieber aus, darum gibts das Leerlaufsystem). Ich stelle mir grad vor das sich die Luft dann den Weg über die ND in die Kammer hinein sucht da die Bohrung evtl. dicht ist.

    In dem Bild hier erkennst du die kleine Bohrung Richtung Auslass

    Nur weiß ich nicht wie sich der Motorlauf verhält wenn die dicht ist und der Motor läuft :nixweiss: sonst bleibt ja echt nur das Kaltstartsystem

    Edit: Ahjo ich glaub das Gemisch von Choke wird übrigens direkt hinterm Gasschieber zugeführt, sie mal in den Auslass unten rein, da ist auch ne Bohrung!

    Einmal editiert, zuletzt von jason (27. Februar 2014 um 13:33)

  • Danke für die Tipps soweit!

    Eigentlich bin ich der Meinung, dass der Vergaser sauber und alle Öffnungen durchgängig sein müssten. Rein optisch sieht er jetzt jedenfalls aus wie neu . Die Düsen hatte ich alle entnommen und nach der Reinigung die Öffnungen gegen das Licht geprüft. Die Auslassöffnungen von ND und HD sind durchgängig, die vordere schräg liegende Öffnung hab* ich mit einer Nadel gesäubert.

    Aufgrund der recht weit eingedrehten Standgasschraube dreht er im Leerlauf tatsächlich relativ hoch. Die aus der Schwimmerkammer aufsteigenden Luftblasen hab' ich nach wie vor. Im Moment bin ich aber der Meinung, dass nicht genug Durchzug aka Unterdruck aufgebaut wird um den Sprit zur Kerze zu befördern. Nach längerem Ankicken sammelt sich nur etwas Sprit im Kurbelgehäuse, die Kerze bleibt aber praktisch trocken.

    Die Membranen sehen gut aus.

    Also hab' ich mich weiter vorgearbeitet und den Zylinder auseinandergenommen.

    Auslassseite:

    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/auslassseitemwkgv.jpg]


    Einlassseite:

    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/einlassseitehxj27.jpg]

    Beim Betrachten des Kolbens fällt natürlich auf, dass die Verbrennungsspuren deutlich an den Kolbenringen vorbeireichen. Bei den Ringen selbst bin ich mir bei der Beurteilung des Zustands nicht sicher. Unterhalb der Ringe dürften aber eigentlich keine Verbrennungsspuren zu sehen sein. Insofern passt das schon zusammen, dass kein bzw. nicht genügend Sprit aus der Schwimmerkammer gezogen wird.

    Dagegen spricht, dass am Kickstarter an sich schon die Kompression zu spüren ist, auf der Gegenseite am Polrad kommt's mir aber recht leichtgängig vor.

    Ich werde das jetzt mal einem befreundeten Kfz-Mechaniker unter die Nase halten und dann entscheiden wie's weitergeht.

  • Jepp, nach 3000KM sieht das nicht aus. Das bleibt euch überlassen oben neue Ringe, Kolben, Zylinder neu müssen! Scheint etwas zu kippeln der Kolben. Wenn es der Org. Zyl. ist und der soweit gut aussieht würd ich Ringe und evtl. den Kolben erneuern wenn die Ringnuten zuviel Spiel aufweisen, dann Nadellager gleich mit wechseln.

  • Auf deinem ersten Bild ist zu sehen, das ein Stück vom oberen Kolbenring fehlt.
    Und wenn ich das recht betrachte, scheint beim unteren Kolbenring auch etwas zu fehlen.
    Die beiden würde ich auf jeden Fall mal austauschen.
    Kann sein, das er deswegen den Sprit nicht richtig ansaugt, weil da die Luft vorbei geht.
    Auch eine richtige Kompression dürfte damit schwer zu machen sein.

    Hoffentlich ist da nicht mehr kaputt, wenn ein Stück vom Kolbenring abgebrochen ist.

    Manuel

  • Cityrave, da fehlt nichts an den Ringen. Die sehen immer so aus. Wenn man die einbaut, werden die Ringe zusammen gedrückt und die Lücke wird mehr oder weniger geschlossen.

  • So die Fortsetzung fehlt noch:

    ich hab' jetzt nur die Kolbenringe getauscht. Auf den Fotos war das nicht gut zu erkennen, aber an den Ringen war nichts abgebrochen und eigentlich sahen die alten Ringe auch gut aus. Der Kolben war im Zylindergehäuse auch nicht am Kippeln.

    Ich hab' die Ringe respektive den Kolben dem Händler gezeigt, bei dem ich die neuen Ringe gekauft habe und einem Kfz-Mechaniker. Außerdem war mein Vater mit dem Krempel bei dem Händler von dem der Roller stammt. Die ersten beiden waren der Meinung, dass der Kolben bzw. die Kolbenringe nicht in Ordnung waren, der letztere meinte nur, dass das so in Ordnung sei und dass es nach dem Saubermachen plus Anheben des E-Chokes funktionieren müsste.

    Den (funktionierenden) E-Choke hab' ich mit Scheiben von knappen 2 mm unterlegt und angehoben. Daran kann es allein allerdings nicht gelegen habe, den Choke hatte ich bereits testweise entfernt und die Kammer verschlossen.

    Der Roller springt jetzt auf das erste oder zweite Ankicken an. Allerdings hab' ich immer noch die Luftblasen, die aus der Schwimmerkammer in den Spritzulauf hochdrücken. Wenn ich den Ansaugschlauch zuhalte, verhält sich alles wie erwartet und der Vergaser wird geflutet. Der Vergaser sollte also eigentlich in Ordnung sein.

    Mal sehen wie sich die Sache weiter entwickelt.

    Danke für die Hilfe!