Roller geht während der Fahrt aus

  • Moin,
    Ich habe von einem Motorradmechaniker mit ausreichend rollererfahrung Kolben und Zylinder tauschen lassen aufgrund von schlechter Kompression.
    Es war jede Menge Dreck im Motor und wir haben es "Oberflächlich" gereinigt. Dreck kam von einer defekten Zylinderfußdichtung.
    Nach ein paar Kilometern fahrt ist der roller mit knabbern abgewürgt und hat auch gleich eine Art motorbremsung gemacht.
    Wieder auseinandergebaut, Motor zerlegt, komplett von innen gereinigt, neue kurbelwellenantriebe und simmering rein. Nochmal nagelneuen Zylinder und Kolben rein. Vergaser gereinigt, neue Zündkerze rein.
    Ölpumpe funktioniert. Habe aber vorsichtshalber trotzdem noch ein bisschen öl mit in den Tank gekippt, damit der nneue Kolben schön geschmiert wird. Nach 2km wieder ausgegangen mit rattern und Motorbremse..
    Woran kann es liegen??
    Danke

  • Okay. Dann schau mal ob die Ölpumpe funktioniert und der Riemen noch in Ordnung ist der die Pumpe antreibt. Evtl nur die Pumpe entlüften. Desweiteren den Luftfilter, Verbindungsschlauch Filter/Vergaser und den Ansaugstutzen auf Dichtheit/Risse prüfen.

  • So wie du es beschrieben hast, war das ein Kolbenklemmer.
    Hast nach dem neu einbau des Kolbens und Zylinder, gleich mit vollgas gefahren?
    Denn das sind dafür die anzeichen, du must ihn langsam wieder einfahren.
    So haben die Kolbenringe zeit sich dem Zylinder anzupassen.
    Er sollte aber trozdem wieder anspringen, du solltest nur nicht gleich mit vollgas fahren.
    Das du zusätzlich öl mit in den Tank gabst war sehr gut, vielleicht hat es schlimmeres verhindert.
    Nimm den Zylinder noch mal runter, und gucke ob er riefen hat. :licht: :alt: :hauwech:

    Es ist schön helfen zu können :titten2: versteht ihr den Sinn?

    Gruß aus Goslar/Bad Harzburg
    Hansi

    PS. Alle Berichte die beantwortet werden sind Ferndiagnosen, schildert eure Sorgen so gut wie möglich.:licht:

  • Vergaser ist komplett gereinigt.
    LuFi auch ok. das lag, wie gesagt, an der gerissenen Zylinderfußdichtung.

    Ich bin nicht Vollgas gefahren. Wusste ja, dass es wichtig ist, ihn einzufahren. Bin aber nun nochmal zum Meister gegangen und der hat den Clip der Vergasernadel etwas höher gesetzt. Ist wohl zu mager gelaufen. Jetzt konnte ich ihn schon mal länger fahren, hatte auch wieder mehr schub. allerdings ist er irgendwann wieder abgesoffen. Ich habe mir jetzt mal einen neuen Benzinhahn bestellt.

    Muss eigentlich ein Filter mit rein oder ist der im Hahn integriert? Habe nämlcih auf den Explosionszeichnungen vom Tank keinen Filter gesehen.
    Danke für Eure Hilfe schon mal

  • Das klingt irgendwie, als würde der entweder die Schwimmerkammer leersaugen (sprich: der Sprit läuft nicht schnell genug nach) oder er zu mager laufen.
    Was den Filter angeht: der ist Teil des Hahns, wenn du diesen ausbaust kommt der Filter gleich mit. Ist gerade bei Rollern die oft aus dem Kanister gefüttert wurden häufig zu. Leitungsfilter, die man oft sieht, sind sinnloser Pfusch.
    Ansonsten mal Falschluftprobe machen. Also bei laufendem (kalten!) Motor alle Nahtstellen langsam und nacheinander mit Startpilot einsprühen. Wenn der Motor hochdreht, hast du ein Leck gefunden.

    Zum Einfahren: Zweitakter fährt man mit maximale Drehzahl ein. Rumtuckern mit Halbgas zerstört den Motor! Zweitakter brauchen vollen Gasschieber und volle Drehzahl um volles Öl zu bekommen. Hohe Kolbendrücke (wenig Drehzahl bei viel Gas) und rumtuckern oder gar Schiebebetrieb sind der Expressfahrschein zu einem Motorschaden!

    Wie sahen denn der erste neue Kolben und Zylinder aus? Klemmen hat i.d.R. was mit unzureichenden Passungen oder falscher Gemischaufbereitung zu tun. Da ist dann neben dem Kolbenzustand (wobei sich manche Kits auch einklemmen müssen, speziell Polinis sind dafür berüchtigt) auch das Brennbild der Zündkerze ein Indikator.

  • Hallo Speedguru

    Egal ob Zwei oder Viertaktmotor , eingefahren werden Motoren niemals mit Vollgas !
    Zylinder Lauffläche und Kolbenringe müssen sich erst einlaufen sprich Gasdicht abdichten und da erreicht man mit Vollgas einfahren genau das Gegenteil .
    Ich habe meine Lehre in einer Zylinder und Kurbelwellen Schleiferei (Motoren Instandsetzung) gemacht und 18 Jahre gearbeitet und weis also wovon in rede (schreibe) .

    Das kannst du auch in jedem Lehrbuch KFZ. Mechanik Motoren nachlesen.

    Wenn die Kolbenringe nicht Gasdicht abdichten werden Verbrennungsgase an den Kolbenringen vorbei ins Kurbelgehäuse gedrückt und dabei heizt sich das Kolbenhemd auf das kann dann zu Kolbenklemmern und Kolbenfressen führen.

  • Ganz ehrlich? Lehrbücher sind mit vollkommen gleichgültig, ich richte mich nach dem was sich in meiner Praxis bewährt hat. Nach der beschriebenen Methodik eingefahrene Zweitakter haben bei mir IMMER länger gehalten als solche, die von übervorsichtigen Zauderern kaputtgezockelt wurden.
    Drastischstes Beispiel ist da wohl mein langjähriger Tourenroller (Yamaha Neos 50), den habe ich seinerzeit als brandneuen Hobel beim Händler in der Nähe von Le Mans erstanden und bin dann, von der ersten Sekunde an mit Vollgas, nach Süddeutschland gekachelt (. Der erste Kolben hat bei dem Hobel immerhin 85.000km gehalten, dann war ein neuer fällig. Aktueller Stand: bissl über 120.000km, davon wohl 98% mit Dauervollgas.

    Das gilt sowohl für Straßenmotoren, aus denen ich immerhin teilweise über 100.000km rausgeholt habe, als auch bei Rennmotoren für Ausdauerläufe (6 Stunden Fahrten und Rollercross). Was sich nach dem Zusammenbau und sofortigem Hochjagen frisst, das hätte sich der Erfahrung nach auch nach 500km rumzockeln gefressen. Wenn der Motor nicht gleich hochgeht, dann hält er auch. Mit richtig schönen Kolbenbildern, sprich oben schwarz und unter den Ringen sauber. Denn DAS Problem beim Zweitakter ist eben die mangelhafte Schmierung bei Teillast. Die Frischölautomatik bei den modernen Plastikschüsseln (der ich allerdings nicht traue und die daher grundsätzlich rausfliegt) macht das in bestimmten Bereichen etwas besser, vor allem sind die Motoren damit etwas stabiler im Schiebebetrieb, aber wirklich gesund ist das trotzdem nicht.

    Wenn du schon mit beruflicher Qualifikation angeben musst:
    Ich habe dieses schöne Gewerk auch erlernt, bei einem Händler mit Vertretung einer gewissen orangen Firma aus Österreich. Da war sogar die Werksanweisung (!) die Motoren neuer 2T-Maschinen vor der Auslieferung an den Kunden kurzzeitig max. Drehzahl laufen zu lassen, eben damit sie sich einlaufen können. Die Kunden wurden dann auch immer davor gewarnt, die Karren schieben zu lassen oder zu zauderhaft zu fahren. Dazu sollte auf keinen Fall die vorgesehene Ölbeimischung überschritten werden, zu viel Öl im Mix ist nämlich genauso problematisch wie zu wenig. Die Kunden, die sich daran gehalten haben, also vor allem Crossfahrer, hatten dann auch die wenigsten Probleme mit Motorschäden. Einige haben es dann sogar geschafft, mehr als ein Rennen mit einem Motor zu bestreiten ;) Was natürlich ein extremes Beispiel ist, aber es zeigt gewissen Tendenzen auf.

    Aber das ist ein Punkt bei dem man jeden nach seiner Facon glücklich werden lassen muss. Manch einer hat halt seine Freude, seinen Motor im festen glauben an uralte Mythen und Legenden zu ruinieren. ;)